Moi

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Traumhafte Aussichten

Samstag, 23. Juli 2011

Einmal Nordseerute und zurück

Die letzten 11 Tage habe ich zusammen mit meinem Mitfreiwilligen Jonas eine Radtour von Stavanger nach Bergen gemacht. Dabei sind wir Größtenteils auf Europas längster Radroute gefahren. Die Nordsjøruta (Nordseerute oder Radweg 1) ist 6.000 km lang und führt einmal um die Nordsee.


Los ging es am Monat mit dem Zug nach Stavanger, wo wir auch unsere erste Nacht auf einem Fußballplatz verbracht haben, da die Rute sehr, sehr schlecht ausgeschildert ist und in Stavanger praktisch überall ist.

Wir haben uns das sogenannte "Jedermannsrecht" zunutzen gemacht, was es Jedem erlaut, eine Nacht überall zu campen. Bei privatem Gelände sollte man jedoch vorher fragen.

In der Internetbeschreibung stand, dass es eine angenehme Radrunde mit leichten Hügeln ist. Nun habe ich jedoch schnell gelernt, dass leichte Hügel in Norwegen größtenteils alles andere als das sind, aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen. Es war jedoch regelmäßig deprimirend, wenn wir uns wie 2 Packesel im Schritttempo einen Berg hochqälten und dann leicht wie eine Feder ein Norweger mit seinem Rennrad an uns vorbeipreschte.


Wärend denn 11 Tagen hatten wir nur 2 Tage Regen und sogar in Bergen, der Regen reichsten Stadt Norwegens, mit ganzen 60 Tagen ohne Niederschlag im Jahr, schien für uns die Sonne. So konnten wir viel Pause machen und die Natur genießen und bewundern. Da war ein Spatzenvater, der mit viel Fürsorge sein Kleines füttert, eine Qualle, die sich verfangen hat und die man befreit, eine Schnecke, die sich einen Pilz schmecken lässt, toll gestalltete Briefkästen und viel, viel schöne Landschaft.



Bei Regen saßen wir in einer Busshaltestelle und haben auf den netten Norweger mit Pick-Up gewartet, der uns zuuufällig mit nach Bergen nehmen wollen würde. Es kam aber leider keiner und so mussten wir doch weiter mit dem Rad. Am 2. Regentag hatten wir das Glück, an einem wirklich liebevollen Campingplatz vorbei zu kommen, den wir uns auch leisten konnten. Da habe ich die beste Dusche genommen, seit ich in Norwegen bin. Normaler Weise kostet ein Campingplatz für 2 Personen für 1 Nacht ca.18 €

2 Tage früher als gedacht, kamen wir in Bergen an. Diese Stadt ist wirklich niedlich. Keine Hochhäuser, die das Panorama verunschönen sondern viele hübsche kleine Ein- oder Mehrfamilienhäuser, hübsch angelegte Seen und Parks und vorallem: viel Platz. Leider ist diese Stadt völlig Touristen-überlaufen. Überall standen die riesen Reisebusse und da wir auch noch die Fahrräder und Gepäck dabei hatten, konnten wir kaum durch die Gässchen bummeln.
Sehr unangehem ist mir aufgefallen, dass es unglaublich viele Menschen gibt, die die Tauben und Möwen füttern. Die Tiere haben überhaupt keine Scheu vor dem Menschen und sind so fett, dass sie kaum noch fliegen können. Vorallem gibt es so unbeschrieblich viele von diesen Tieren.





Mir wurde auch wieder einmal sehr doll bewusst, wie viel Geld die Norweger haben. Da sitzten Mittags um 12 die Leute in ihrer Jacht und schlürfen Sekt, die Pubs, Bars etc. sind dauervoll und die Halbstarken mit ihren "super" Autos fahren den halben Tag in ihrem Auto im Kreis und fühlen sich toll. Die Norweger gebe mir immer mehr Rätsel mit ihrer Kultur.

Aber wie alles, geht auch ein Urlaub zuende und so sind wir gestern Nachmittag mit einer Fähre zurück nach Stavanger und dann weiter mit dem Zug nach Moi.


Der super ober Hammer war jedoch auf der Fähre: Kurt Nilsen ist mit der gleichen Fähre gefahren, wie wir. Superstars zum Anfassen praktisch. Der absolute Wahnsinn=)

Samstag, 9. Juli 2011

(Un-)Eigenarten und Sommerarbeit

Die ersten 3 von 5 Wochen Sommerarbeit sind vorbei und der Urlaub steht kurz bevor. Grund genug, kurz etwas über meine Arbeit zu schreiben und nebenbei ein paar Eigenarten der Norweger zu erläutern.

Ich weiß nich, ob es daran liegt, dass ich ein Mädchen bin oder nicht. Zumindest sollte ich die ganzen 3 Wochen für das Internat arbeiten. Mein Tag bestand also größtenteils aus Toiletten/Duschen putzen und Räume putzen. Da sind wir schon bei mehreren Eigenarten der Norwegern. Beim Räume putzen wurde peinlich genau auf Sauberkeit geachtet. Dazu zählt auch, dass Wände und Decken geschrubbt werden. Ja genau, es werden Wände gewaschen. Dazu hat (zumindest auf Lundheim) jede Stelle der Wand entweder Fliesen oder abwaschbare Tapete. Also habe ich mit einem Malerrollenähnlichem Lappen die Wände gewaschen.
Beim Toiletten putzten war es nicht anders, da musste auch 2x am Tag die Lampe abgestaubt werden. Sehr hilfreich ist, wenn man keine Lust auf Klos putzen hat, einfach die Tür aufzumachen und zu schauen, ob das Licht noch aus ist. Als gut erzogenes Kind, weiß ich nämlich, dass man das Licht aus macht, wenn man einen Raum verlässt. In Norwegen ist der Strom jedoch so billig, dass immer und überall das Licht brennt. Egal, ob man 2 Wochen im Urlaub ist, oder nicht. Es gibt aber wie bei jeder Regel auch Ausnahmen und so muss das Bad doch geputzt werden, owohl das Licht (noch) aus ist.

Wenn ich mal nicht Klos geputzt, habe ich dem Hausmeister geholfen und dann habe ich Rasen gemäht oder Hecken geschnitten.

Wie zu viel billigen Strom, scheinen dir Norweger sowieso von allem viel zu viel und reichlich zu haben. Aber vorallem haben sie zu viel Geld. Das ist wirklich erstaunlich, was für ein Verbrauch ein Norweger an Elektrozeug habt. Es scheint,sie könnten sich alles leisten. Das stimmt natürlich nicht, der Norden des Landes ist sogar verhältnismäßig arm. Aber mir bleibt regelmäßig der Mund offen stehen, was sie sich alles leisten können.

Zum Lunch (kaltes 2. Frühstück) gibt es immer von der Schule selbst gebackenes Brot. Das besteht zu 70% aus Luft und schmeckt irgendwie immer gleich. Eine unglaubliche Uneigenart der Norweger ist, dass sie zu allem und auf allem Majonaise essen. Daran habe ich mich leider viel zu schnell gewöhnt. Sehr beliebt ist auch, Ketchup auf alles drauf zu machen,obwohl noch gar nicht probiert wurde. Dieses Phänomen findet man sowohl bei Jung, als auch bei Alt.

Was wirklich positiv hervorzuheben ist, dass die unglaublich viele Natur sehr, sehr sauber ist. Es liegt nirgendwo Müll rum oder so etwas. Jedoch wird den Norwegern nachgesagt, das sie mit der vielen Natur nicht umgehen können. Das hat sich für mich bestätigt, als ich vor einigen Tagen gelesen habe, dass es Politiker gibt, die Kernkraftwerke befürworten. Dabei werden 90% der Energie mit Wasserkraft erzeugt. Das ist noch ausbaufähig!

Sehr sympatisch finde ich, dass (zumindest in ländlichen Regionen) nicht so viel Wert auf das ab- und zuschließen von Eigentum gelegt wird. Man kann ohne weiteres ein Fahrrad eine Woche irgendwo stehen lassen und wenn man wieder kommt, steht es noch genau an der selben stelle. Wir haben einen Lehrer an der Schule, der seit 20 Jahren sein Auto nicht abschließt und sein Schlüssel im Auto liegen lässt, weil er Angst hat ihn zu verlieren. Es ist noch nie etwas passiert... Ich vermute, dass es zum Teil an der Gutgläubigkeit der Menschen liegt und/oder daran, dass sich alle alles leisten können oder es schon haben.

Ein sehr sympatisches Völkchen, diese Norweger! Ein Glück, dass ich hier gelandet bin!